Durch das Jahr in GB - 1. Quartal

Januar

Neujahr

Das Jahr beginnt in Grossbritannien traditionell mit dem ersten Glockenschlag des Big Ben in London. Dieser ist um Mitternacht auf allen Kanälen zu sehen, damit man ja nicht den Zeitpunkt verpasst.

Seit der Jahrtausendwende, die man auch in GB fälschlicherweise zum 1. Januar 2000 gefeiert hat (das neue Jahrtausend begann natürlich erst am 1. Januar 2001), werden auch die in Deutschland schon lange bekannten Feuerwerke abgebrannt. Die waren zuvor ziemlich unüblich auf der Insel.

Eine weitere Tradition ist das gemeinsame Singen von "Auld Long Syne" nach Mitternacht, ein Song, den in Deutschland wahrscheinlich jeder kennt, aber nicht unbedingt zu nennen weiss (die Melodie ist auf einigen Handys serienmässig einprogrammiert). Der Text stammt vom schottischen Nationaldichter Robert Burns, der auch im Januar bei der "Burn's Night" geehrt wird. Darin wird Freunden gedacht, die man vor langer Zeit mal gekannt hat. Die freie Übersetzung in BAP's Kölsch wäre wohl "Verdamp lang her".

A propos Schottland: die wildesten Neujahrspartys gibt es im Norden der Insel. Die größte Party findet in Edinburgh statt und heisst Hogmanay. Da wird bei jedem Wetter die Nacht auf der Strasse durchgezecht. Wer einmal wissen will, wie beliebt Edinburgh an Sylvester ist, sollte einfach mal versuchen, für die Nacht ein Hotelzimmer zu buchen. Ein weiterer Hinweis ist, dass die Schotten wohl als einzige Nation an Neujahr gleich zwei Feiertage hintereinander haben, wohl wissend, dass man am 2. Januar mit dem arbeitenden Volk noch nicht viel anfangen kann.

Burn's Night

Haggis, Neeps and Tatties
Haggis, Neeps and Tatties

Wir bleiben in Schottland: am 25. Januar ist der Geburtstag von Robert Burns (1759 - 1796), dem Nationaldichter der Schotten. Die Schotten lieben ihn vor allem deswegen, weil er seine Gedichte auf Schottisch verfasste, was das Lesen für einen Nicht-Briten ziemlich schwierig macht - sogar die Engländer haben da ihre Probleme damit.

Robert Burn's Geburtstag ist eine Art Feiertag in Schottland. Dieser Tag wird mit teilweise streng festgelegten Feierlichkeiten begangen, an dem man seine Gedichte vorliest und dazu das schottische Nationalgericht Haggis, Neeps and Tatties serviert. Der Haggis wird dann während des Vortrags seiner "Adress To a Haggis" aufgeschnitten. Das ganze "Burn's Supper" wird natürlich mit viel Whisky umrahmt. Größere Feste haben noch Dudelsack-Musik als Zwischeneinlage, und ein Muss bei diesem Anlass ist das Tragen des Kilts ("Schottenrock").

Der Haggis ist ein gefüllter Schafsmagen, wobei Innereien und Hafer verwendet werden. Das hört sich nach einem Pfälzer Saumagen an, tatsächlich sieht ein Haggis eher aus wie eine grobe Leberwurst und ist dieser auch geschmacklich näher. Statt Schafsmagen werden auch Kunststoff-Därme verwendet (wie auf dem Bild), was den Haggis haltbarer macht. Neeps sind (Steck-) Rüben, die entweder gewürfelt oder als Brei serviert werden, und Tatties sind ganz einfach Kartoffelbrei. Das ganze ist natürlich nicht jedermanns Sache, aber es schmeckt sehr viel besser, als es klingt.

Februar

Shrove Tuesday

Fastnacht (oder Karneval) wie er in Deutschland gefeiert wird, gibt es nicht auf der Insel. Dafür wird der Fastnachtsdienstag als "Shrove Tuesday" oder auch "Pancake Day" begangen. Dabei werden, wie der zweite Name schon sagt, Pfannkuchen serviert. Diese sind an für sich genauso gemacht wie die in Deutschland, sie werden aber traditionell mit Zucker bestreut und mit Saft aus frisch gepressten Zitronen oder Orangen beträufelt gegessen. Shrove Tuesday war ähnlich wie Fastnacht ein Anlass, vor der Fastenzeit noch einmal richtig zu essen, allerdings ist dieser Aspekt aus heutiger Sicht wohl nicht mehr so verlockend. Trotzdem trifft man sich immer noch gern an diesem Tag zum Pfannkuchen backen, es hat schließlich Tradition.

Am Pancake Day wird auch Sport getrieben, so gibt es z.B. Pfannkuchenrennen, bei denen man während des Laufs Pfannkuchen in der Pfanne wenden muss. Dagegen erscheint dem Unwissenden der Shrovetide Football als eher normaler Sport, dabei ist es ein wildes Gekicke durch Wiesen und Bäche, ohne irgendwelche störenden Regeln. Am bekanntesten ist der Shrovetide Football in Ashbourne, Derbyshire, wo auch schon Prince Charles den Kick-off übernommen hat.

März

St. David's Day

St. David's Flag

Am 1. März feiern die Waliser den St. David's Day als ihren Nationalfeiertag, denn St. David ist der Schutzheilige von Wales. Ein offizieller Feiertag ist dies aber bislang nicht, obwohl viele Waliser das gerne so hätten.

St. David lebte im 6. Jahrhundert und gründete eine klösterliche Gemeinschaft auf der südwestlichen Landspitze, auf der heute die Stadt St. David steht und die seit mehr als ein Jahrtausend das religiöse Zentrum von Wales bildet. Zudem ist St. David der einzige der vier Schutzheiligen, der auch in dem jeweiligen Land geboren wurde.

An diesem Tag wird eine Narzisse oder eine Lauchstange getragen, die beide als walisische Nationalsymbole gelten.

Cruft's

Anfang März findet im National Exhibition Centre (NEC) in Birmingham die größte und bekannteste Hundeschau der Welt statt - Cruft's. In Deutschland wird diese Veranstaltung hauptsächlich mit frisierten Pudeln in Verbindung gebracht, tatsächlich sind aber alle Hunderassen vertreten. Dabei wird zunächst der bzw. die Beste einer Rasse gewählt, dann aus den Gewinnern der bzw. die Beste der Gruppe, um dann aus den Gruppensiegern den besten Hund des Jahres zu bestimmen.

Man kann natürlich nicht einfach seinen Hund in den Wettbewerb geben - dieser muss erst mal geringere Veranstaltungen gewonnen haben, bevor er in Cruft's teilnehmen darf. Wenn man aber dann einen der begehrten Preise abräumt, hat das auch durchaus finanzielle Vorteile für den Züchter, denn der Nachwuchs ist dann gleich viel mehr wert.

Man kann an dieser Veranstaltung sehr gut die Tierliebe der Briten erkennen, denn die Vierbeiner in der Show bekommen eine Behandlung, die jeden Promi neidisch machen würde. Ein völlig gegensätzlicher Aspekt dazu ist das Grand National Pferderennen Anfang April in Aintree (Liverpool), bei der die Pferde 30 Hürden mit je ca. 5 Fuss (1,5t m) überspringen müssen. Dabei kommt es vor, dass die Pferde sich alle Knochen brechen und eingeschläfert werden müssen. Dieses Rennen ist schon lange in der Kritik der Tierschützer.

Muttertag

Muttertag ist in Grossbritannien meistens im März, genauer an Lätare, dem 4. Sonntag der Fastenzeit. Dieser hat eine jahrhundertealte Tradition, im Gegensatz zum Muttertag in Deutschland, der Anfang des 20. Jahrhunderts aus den USA übernommen wurde und am 2. Sonntag im Mai begangen wird.

Pizza irisch
St. Patrick's Day Pizza

St. Patrick's Day

Der St Patrick's Day hat auf den ersten Blick wenig mit Grossbritannien zu tun, denn hier wird der Schutzheilige vom katholischen Irland gefeiert. Tatsächlich stammte St. Patrick aber auch aus Wales, wie schon St. David. Eine seine bekanntesten Errungenschaften ist angeblich, dass er alle Schlangen aus Irland vertrieben haben soll. Böse Zungen behaupten aber, dass es in Irland noch nie Schlangen gegeben hätte...

Der 17. März wird in den Irish Pubs in Grossbritannien genauso gefeiert wie im Rest der Welt, immerhin ist das einer der größten kulturellen Exportschlager der "grünen Insel".

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